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Slowenien 2019

Da ich das große Glück habe mit einer kroatischen Frau verheiratet zu sein, (schreibe das nicht nur wegen dem verdaddelten Hochzeitstag ;-))  bin ich ein bis zwei Wochen im Jahr in Kroatien bei meinen Schwiegereltern zu Besuch.

Da das Meer doch Recht weit entfernt ist und mir bunte Fische meinen Blutdruck ohnehin nicht in die Höhe treiben begann ich mich irgendwann mal mit dem Höhlentauchen in der Region zu beschäftigen. Meine Schwiegereltern wohnen im Norden Kroatiens und somit leider außerhalb des Karstgebietes. Aber da es in Kroatien mit dem Höhlentauchen und dem Genehmigungsverfahren ohnehin etwas schwierig ist habe ich mich mit dem Höhlentauchen im Nachbarland Slowenien auseinandergesetzt.

Das Land ist doch relativ klein und soll jedoch über mehr als 13.000 Höhlen verfügen. Nicht zuletzt die vermutlich meist besuchte Postojna Höhle dürfte den meisten Interessierten ein Begriff sein. 2018 habe ich mehr durch Zufall über Facebook einen slowenischen Höhlentaucher kennen gelernt. Da ich im Sommer 2018 ohnehin bei meinen Schwiegereltern zu Besuch war nahm ich doch gleich mein Tauch Equipment mit (meine Frau verbot mir aber die Rentnerleiter ;-))

Der von mir kontaktierte Höhlentaucher  hatte leider  keine Zeit, jedoch knüpfte er einen Kontakt mit seinem Kumpel Andrej. Andrej dämpfte bei der ersten Kontaktaufnahme jedoch direkt meine Erwartungen da die Bedingungen zu diesem Zeitpunkt alles andere als ideal waren und nur einige wenige kleinere Höhlen in Betracht kamen. Wir verabredeten uns dennoch und Andrej entschied sich dafür mir die Kompolje zu zeigen. Da diese Höhle nicht sehr groß ist gestaltete sich auch der Tauchgang als relativ kurz. Andrej war so nett und zeigte mir im Anschluss noch ein wenig die Gegend und die ein oder andere Höhle. Unter anderem eine Höhle die sich direkt neben einem Bauernhof befindet und die vom Bauern daher als "Schuppen" für seine Traktoren genutzt wird. 

By the way…. wenn wir uns mal bei einer Tasse Bier sehen, erinnere mich ruhig daran Dir zu erzählen wie ich 2018 bei der Einreise von Kroatien nach Slowenien 200 Meter vor der Grenze bemerkt habe, dass meine Frau die Ausweise hatte und ich lediglich meinen Führerschein dabei.  Zwei Kontrollen bei der Hinfahrt nach Slowenien und zwei bei der Rückfahrt nach Kroatien haben mich ganz schön nervös werden lassen. Da ich aber unschuldig aussehe und frei nach Christoph Daum, ein absolut reines Gewissen habe …ging es doch irgendwie gut. :-)

Im Juni 2019 war ich wieder bei meinen Schwiegereltern. Andrej sah es auf Facebook und meinte ich soll die Wanderstöcke in die Ecke schmeißen und mal zum Höhlentauchen rüber kommen. Die Bedingungen wären super gut. Da ich aber im Sommerurlaub kein Tauchgepäck dabei hatte, habe ich fast in die Tischplatte des Fliesentisches meiner Schwiegereltern gebissen als ich die Nachricht las. Wir blieben auf jeden Fall in Kontakt und so bot sich die Gelegenheit einen Tag nach dem DIR Germany treffen in Richtung Balkan zu fahren. Ich plante mich nach einigen Tagen aus Kroatien auf den Weg in Richtung Ljubljana zu machen. Kurz vorher buchte ich mir noch ein 1 Raum Appartement und dann konnte es auch schon losgehen. 

Wir treffen uns pünktlich morgens an einem Autobahn nahen Parkplatz und fahren von dort in Richtung Vrhnika (ja da R muss gerollt werden). Nach einer knappen halben Stunde Fahrzeit parken wir unsere Autos in einem kleinen Wald. Wir gehen einen kleinen Weg entlang zu einem Flussbett. Rechter Hand dem Flussbett folgend erreichen wir die Höhle Veliko Okence (großes Fenster). Die Umgebung und das Flussbett mit dem Moos erinnern ein wenig an die Trou Madame.

Nachdem wir uns fertig machen gehen wir jeweils mit unserer D12 auf dem Rücken durch das Flussbett. Ich kann gar nicht sagen wie geil ich die dünne Sohle meiner Turbosoles finde, wenn ich, bei Gelegenheiten wie dieser hier auf den ein oder anderen spitzen Stein trete.

 

Nachdem wir unsere Checks durchgeführt haben tauchen wir ab und Andrej macht jeweils einen akkuraten primary und secondry tie off. Die Mainline ist doch ein ganzes Stück von Eingang entfernt. Nachdem das Reel mit der Mainline verbunden ist packe ich die GoPro raus und filme ein wenig drauf los. 



Die Sicht liegt bei ca. 3 – 5 Meter und ist ein wenig milchig. Das dunkle Gestein erinnerte mich ein wenig an die Landenouse und trotz der nicht idealen Sichtverhältnisse gefällt mir das große Fenster doch recht gut. Die überall herum liegenden riesigen Felsbrocken machen die Höhle ein wenig unübersichtlich. Direkt zu Beginn der Höhle gibt es die Möglichkeit einen Jump auf eine zweite Leine zu legen. Laut Andrej verläuft der zweite Gang aber nur wenige Meter parallel zum Hauptgang. Eine Besonderheit der Höhlen am Balkan sind die nur dort vorkommenden Grottenolme (Proteus anguinus) oder auch human fish genannt. Bei diesem Tauchgang habe ich das Glück das ein oder andere Exemplar sehen zu können. Da ich auch etwas vom eigentlichen Tauchgang haben möchte entscheide ich mich nach ca. 10 Minuten dafür die Kamera weg zu hängen und mir die Höhle in aller Ruhe anzusehen. Nach einiger Zeit signalisiert mir Anrej dass die Höhle hier zu Ende sei. Ich konnte nur einen sehr, sehr schmalen Spalt erkennen durch den wir definitiv nicht hindurch passen. So beenden wir nach knapp 50 Minuten unseren ersten Tauchgang und erreichten dabei eine Tiefe ca. knapp 25 Metern. 

Abends treffe ich mich mit Andrej und seinem Buddy Jure. Wir unterhalten uns stundenlang übers Höhlentauchen. Die beiden erzählen mir dass Sie im kommenden Jahr mal nach Frankreich kommen möchten und mal für ein paar Tage ins schöne Sauerland, die Bergwerke besuchen. Selbstverständlich biete ich mich gerne für ein paar gemeinsame Tauchgänge in den Bergwerken an. Wir unterhalten uns natürlich noch über die ein oder andere Höhle auf dem Balkan und die beiden meinen, dass ich unbedingt mal zum Balkan Cave Summit nach Mostar fahren soll. Nicht nur das Tauchen in den Höhlen wäre super sondern die Stadt Mostar sei ein Traum. Wenn ich ehrlich bin habe ich diese Veranstaltung in den letzten Jahren über Facebook verfolgt und schon mit dem Gedanken gespielt die 1.700 Kilometer in Kauf zu nehmen um dort zu tauchen.

Natürlich quatschen wir noch über die Höhle die am nächsten Tag das Ziel unserer Begierde ist. Noch im Tauchladen haben wir diskutiert zur Bilpa oder zur Suhadolca zu fahren. Von beiden Höhlen habe ich schon gehört und auch das ein oder andere Video gesehen. Da ich allerdings keinen blassen Schimmer von den Bedingungen habe überlasse ich natürlich Andrej die Entscheidung…. ganz schön Naiv von mir ;-)

Am nächsten Morgen treffen wir uns wieder am Pendlerparkplatz und fahren in Richtung Süden.


So langsam beginnt die Sonne die Nebelfelder zu vertreiben und als wir von der Autobahn runter sind fahren wir nach einiger Zeit auf einem Weg der eingebettet ist zwischen riesigen Feldern. Andrej erzählte mir, dass im Winter diese Felder komplett überflutet sind.


Als wir ankommen bringen wir schon unsere Flossen und ein bisschen Kleinkram runter zum Höhleneingang. Man muss schon wirklich einige hundert Meter einen Pfad herunter gehen der sich an dem Hang entlang schlängelt. Unten an der Höhle angekommen mache ich natürlich erst einmal ein paar Bilder für die daheim gebliebenen Cavejunkies. Der Eingang ist echt groß. Aber ein ganz unwesentliches Detail an der Geschichte gefällt mir nicht. Die Höhle ist trocken. Wir gehen ein ganzes Stück weit rein bis wir auf alle viere kriechen müsste und sehen immer noch kein Wasser. Oooh Mann das kann ja EITER werden.

Na ja ohne Hände keine Kekse. Also gehen wir zurück zum Auto und machen uns Startklar. Ich nehm die Kamera mit um die Wanderung zu filmen. Die Anstrengung beginnt damit dass wir auf allen vieren dort anfangen wo wir vorhin noch in Zivilkleidung standen. Dann nach ca. 20 Meter müssen wir über einige Felsen klettern. 

 


Um es kurz zu machen bis wir zum Wasser kommen vergeht eine gefühlt Ewigkeit und mein Unterzieher fühlt sich mittlerweile an wie ein Frettchen in der Sauna.Als wir dann endlich Wasser sehen kommt schnell die Ernüchterung denn das Vergnügen ist nur von kurzer Dauer. 


Dafür gibt es aber als Entschädigung ein paar wunderschöne Verzierungen an der Höhlendecke. Irgendwann kommt dann endlich wieder Wasser. 

Wir freuen uns einen Ast ab, dass unsere Tauchflaschen dem Gesetz folgen müssen welches dieser alte Grieche Archimedes ja quasi erfunden hat. Die Tauchstrecke ist diesmal wirklich schön und vor allem lang. 

Die Sicht liegt bei ca. 10 Metern und die Höhle ist wirklich abwechslungsreich. Nach einiger Zeit stoppt Andrej. Er erzählte mir bereits im Vorfeld dass wir nach etwas über 200 Metern in der Höhle an einer Leiter wieder raus klettern müssen um in den nächsten Sump zu kommen. Als ich sehe wie Andrej seine Flossen auszieht wird mir klar das ist dann wohl die Leiter. Er ist auch ruck zuck raus aus dem Wasser. Die Öffnung über der Leiter ist relativ klein und wenn das Wasser in der Höhle einen höheren Stand hätte würde man dieses Öhr sicherlich als Restriction bezeichnen. Nachdem Andrej nicht mehr zu sehen ist ziehe ich die Flossen aus und steige die kleine Leiter hoch.. Hinter der Leiter sind zwei Felsen auf die man relativ leicht hinauf kommt und von dort ins Wasser. Da die Felsen recht steil abfallen entscheide ich mich runter zu hüpfen. Andrej meint dass wir bis zum Dive Call ab jetzt die Flossen anlassen können.

Wie sich bereits auf den ersten Metern angekündigt hat ist diese Höhle wirklich sehr abwechslungsreich und flach. Immer wieder sehe ich links Leinen die offensichtlich in parallel zum Hauptgang verlaufenden Bypässen münden. Zwischendurch hänge ich immer wieder die Kamera weg um auch etwas von der Höhle mit zu bekommen. 


Kurz vor der Engstelle bei 680 Metern mussten wir aufgrund unserer Gasplanung umkehren. Als ich versuche an der Leiter weiter zu kommen denke ich mir zwischendurch ich bleibe hier. Mein Fuss steckt zwischen den beiden Felsen vor der Leiter fest und wollte auch nicht wirklich raus. Als ich dann alle (is nich viel) Kraft aufbrachte um ihn wieder aus zu ziehen bekam ich einen richtig leckeren Krampf an der Oberschenkelrückseite und der Fuß steckte immer noch fest. 

Nachdem ich ihn dann endlich mal raus bekam setzte ich mich erstmal hin und verschnaufte für ein paar Minuten. Dann ging es auch schon weiter in Richtung Ausgang.Das schönste beim nach Hause wandern / kriechen war als Andrej einige Meter vor mir auf dem Boden Richtung Ausgang kroch und rief „I can see the light“. 

Die Suhadolca einen kleinen Nachteil. Bei ca. 680 Metern ist eine Engstelle die nur Sidemount durchtaucht werden kann. 

Andre erzählte mir dass der Inhaber des Tauchshops in Ljubljana dort vor ca. 1-2 Jahren bemerkte, dass durch den Kies am vermeintlichen Ende der Höhle eine Strömung zu spüren ist. Also fing er an dort den Kies auf Seite zu schaffen und siehe da, es ging weiter und weiter und weiter. Nach der Freilegung dieser Engstelle wurde die Höhle bis zu einer Länge von 1.569 Metern !!!!! exploriert und vermessen. Und es scheint dort wohl noch weiter zu gehen.

Eine Karte dieser wunderschönen Höhle findest Du hier:

https://drive.google.com/file/d/1umTp3cVFMMe3JBciUw7613-leK2wsQVE/view?fbclid=IwAR3tcHsaI552l_Q4jYu7C8zJEVbWh38MEoDJKlgf1pghMt7QML4LlyVEKIk

Nach diesem Tauchgang fahren wir wieder nach Ljubljana füllen unsere Flaschen und für mich geht es wieder in mein schnuckeliges Souterrain Nest.

Abends treffe ich mich mit Andrej, seiner Freundin Ivana und Anze in einem Lokal in der Innenstadt. Anze hat die Karte der Suhadolca erstellt und wir quatschen was auch sonst.. die ganz Zeit übers Höhlentauchen.

Im Anschluss zeigen mir Andrej und Ivana ein wenig das Zentrum von Ljubljana. Die Stadt ist wirklich traumhaft. Durch die Stadt fliest der recht kleine Fluss Ljubljanica, immer wieder queren kleine Brücken den Fluss. Eine Brücke wird auf beiden Seiten von jeweils zwei steinernen Drachenstatuen bewacht. Und über der Altstadt thront eine kleine Burg die wirklich sehr schön beleuchtet ist. In einer Studentenstadt gibt es im Zentrum natürlich zahlreiche Cafés und Kneipen. Ja hier könnte man es auch aushalten ohne das Ziel Höhlentauchen auf dem Zettel zu haben.

Am nächsten Morgen geht es wieder nach Vrhnika. Diesmal möchten wir in der malo Okence (kleines Fenster) tauchen. Die Höhle liegt ein paar Hundert Meter entfernt von der veliko Okence und soll laut Andrej vermutlich etwas bessere Sicht haben. Leider trifft diese Vermutung aber nicht ganz zu. Schon beim Abtauchen im Höhlenpool fällt auf, dass sich sehr viele Blätter im Wasser und somit auch im Höhleneingang befinden. Die Sicht im Eingangsbereich liegt daher leider bei unter einem Meter. Je weiter wir der Mainline folgen umso besser wird sie.

Die Höhle fällt relativ zügig bis auf ca. 23 Meter ab um dann nach sehr schnell wieder auf knapp 15 Meter anzusteigen. Auch in dieser Höhle liegen viele große Felsen und sie ist soweit ich es bei der Sicht beurteilen kann doch recht übersichtlich. Nach einiger Zeit tauchen wir durch eine mehrere Meter lange Engstelle. 


Andrej ist fast durch als ich bemerke wie mich etwas an der linken Seite daran hindert weiter zu tauchen. Ich taste nach der Beintasche und stelle fest, dass es ein Spool geschafft hat aus der Tasche zu fliehen und sich in der porösen Wand verkantet hat. Also näää Dinge jibbet die jibbet ja nicht.

Nach diesem Missgeschick folgen wir der Leine von ca. 16 Meter runter bis auf ca. 36 Meter. Aber wie es bei dem kleinen Fenster wohl die Regel ist, bleibt die Höhle nicht auf dieser Tiefe sondern steigt sehr straight wieder an auf knapp 20 Meter. 

Auf dieser Tiefe angekommen schauen Andrej und ich gemeinsam einen Schacht hinunter. Der Schacht geht laut Andrej auf bis zu  45 Meter runter. Danach soll dann bald eine größere Halle mit sehr viel Lehm folgen. Da wir aber hier an dieser Stelle unseren Umkehrdruck erreicht haben geht es für uns zurück.

Nach knapp 50 Minuten Tauchzeit tauchen wir wieder im Höhlenpool auf. Zunächst bringen unsere D12 zum Auto, danach hole ich meine Stage. Dabei laufe ich ein bisschen wehmütig durch das Flussbett, die Blätter hängen noch in herbstlicher Farbenpracht an den Bäumen und ich mache mir unterwegs schon Gedanken was wohl noch für weitere tolle Tauchgänge im größten Karstgebiet Europas auf mich warten werden.

PS: Ich kann mich einfach nicht kürzer fassen.

Bis bald Marcus